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Urban Mining - Die Stadt als Rohstoff

Urban Mining

Ressourcenverknappung ist gerade in der Bauwirtschaft ein allgegenwärtiges Thema. Alternative Ansätze und Denkweisen sind gefragt. Immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt dabei Urban Mining und das damit verbundene Konzept der Kreislaufwirtschaft.

Mit Urban Mining wird die Stadt zum Rohstofflieferant und soll so einen Weg aus der Ressourcenknappheit öffnen. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Bauen machen daher nicht nur ökologisch Sinn, sondern rechnen sich langfristig auch finanziell.

Urban Mining bedeutet aber noch viel mehr, als nur die Verwertung von Altbaustoffen. Hinter diesem Begriff versteckt sich ein umfassendes Konzept, das bereits bei der Auswahl der verwendeten Materialien beginnt. Das Ziel ist es, einen möglichst hohen Anteil der verwendeten Ressourcen nach dem Ende der Lebensdauer eines Produkts oder Projekts wiederverwerten zu können. Somit soll vermieden werden, dass Abfälle entstehen, welche sich nur schwer aufbereiten und wiederverwerten lassen. Das Potenzial alleine in der Bauwirtschaft ist enorm.

Aus Schutt wird nachhaltiger Baustoff

Jedes Gebäude stellt somit auch eine wertvolle Quelle von Baustoffen dar. Nach Schätzungen des deutschen Umweltbundesamts beläuft sich die Menge an potenziellen Rohstoffen alleine in Deutschland auf über 50 Milliarden Tonnen. Jedes Jahr werden zusätzlich Hunderte Millionen Tonnen in Gebäuden und Infrastrukturprojekten verbaut. Nach Ende der Nutzungsdauer der Bauprojekte findet aber nur ein Bruchteil der Rohstoffe den Weg in die Kreislaufwirtschaft zurück.

Dieses verschwendete Potenzial soll durch Urban Mining zugänglich gemacht werden. Das wirklich Neue an Urban Mining ist dabei, dass es sich hierbei um eine durchgehende Konzeptionierung der Gebäude handelt. Es beginnt bei der Auswahl der Baustoffe, erstreckt sich über geeignete Baumethoden und sorgt zusammen mit einer bewussten Architektur dafür, dass am Ende der Lebenszeit eines Projekts möglichst viele verwendete Materialien und Ressourcen wieder als Rohstoffe wiederverwertet werden können.

Hier geht es also nicht nur um die spontane Wiederverwertung von Baustoffen, sondern um die Schaffung eines Gesamtkonzepts, welches den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks in Betracht zieht.

Bauen in der Kreislaufwirtschaft

Ironischerweise wird Urban Mining von vielen neuen Bautechniken erschwert. Schließlich hat sich das Bauwesen in den letzten Jahrzehnten dramatisch weiterentwickelt. Neue Werkstoffe fanden Einzug auf den Baustellen und öffneten den Architekten und Bauträgern neue Möglichkeiten.

Ein großes Problem ist dabei allerdings, dass viele neuartige Verbundwerkstoffe alles andere als nachhaltig sind. So werden oft bereits bei der Fertigung dieser Materialien fossile Energieträger als Grundstoffe verwendet. Zudem wird die Wiederaufbereitung durch eine Vermischung unterschiedlicher Komponenten erschwert. Das Verkleben und Vermischung von Rohstoffen macht es oft unwirtschaftlich, diese wieder in ihre verwertbaren Bestandteile aufzutrennen.

Viele neuartige Verbundmaterialien lassen sich daher nur sehr schlecht wiederverwerten und stehen somit der Kreislaufwirtschaft am Ende der Lebensdauer des Bauwerks nicht mehr zur Verfügung. Manche an sich nachhaltigen Baustoffe werden durch chemische Behandlungsverfahren sogar zum Sondermüll. Man denke hier an chemisch präparierte Holzverschalungen.

Aktuell ist es bei herkömmlichen Baumethoden am Ende oft billiger und vor allem einfacher Bauschutt zu entsorgen, als die darin enthaltenen Rohstoffe aufzubereiten und in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen. Gerade in Zeiten von Ressourcenknappheit ist dieses Vorgehen allerdings beinahe fahrlässig.

Ein Grundprinzip von Urban Mining ist daher, dass von Beginn an vermieden werden sollte, dass Abfälle entstehen, welche nicht mehr wiederverwertet werden können. Dazu gehört auch eine Betrachtung der verwendeten Baumethoden. So sind zum Beispiel Klebeverbindungen oft nur sehr schwer wieder aufzulösen. Eine alternative Steck- oder Schraubverbindung erlaubt dagegen eine relativ einfache Auftrennung der verwendeten Baustoffe. Somit soll die Wiederverwertbarkeit der Baustoffe in einem Projekt erhöht und knappe Ressourcen geschont werden.

Gut Planen - Nachhaltig Bauen

Nachhaltiges Bauen verlangt daher eine gute Planung und eine enge Zusammenarbeit von allen Beteiligten mit Blick in die Zukunft.

Das beginnt bereits bei der Konzeptionierung der Gebäude, welche den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks in Betracht zieht. Wird ein Bauobjekt von Grund auf mit dem Gedanken einer späteren Wiederverwertung der Baustoffe geplant, so lassen sich die wertvollen Rohstoffe später leichter in die Kreislaufwirtschaft zurückführen. Man baut daher nicht mehr für die Ewigkeit, sondern hat immer auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen im Blick.

Nachhaltig Bauen bedeutet auch eine überlegte Auswahl der Baustoffe. Nachwachsende Rohstoffe sind nach Möglichkeit zu bevorzugen, gefolgt von recyclebaren Materialien. Nicht verwertbarer Abfall soll von Beginn an vermieden werden.

Am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes folgt der letzte Schritt. Der Abbruchsprozess wird bewusst gesteuert und präzise geplant, um sicherzustellen, dass ein möglichst hoher Anteil der Materialien sortenrein abgebaut werden kann. Das Bauwerk wird hier tatsächlich zu einer urbanen Rohstoffquelle.

Natürlich muss ein nachhaltiges Gebäude immer noch modernen Anforderungen genügen. Von der Ästhetik, über den Brandschutz bis hin zu Wohnlichkeit - nachhaltig und ökologisch Bauen bedeutet nicht, dass man auf eine moderne Raumplanung verzichten muss.

Im Gegenteil: die Kombination von alten und neuen Bauprinzipien gepaart mit einer klugen Auswahl der verwendeten Materialien sorgt dafür, dass ein nachhaltiges Gebäude alle Anforderungen genügt.